Mobilitätskonzept Altötting

Nach fast zwei Jahren hat der Mobilitätsreferent der Stadt, Marcel Seehuber, Anfang 2022 sein Mobilitätskonzept für die Stadt vorgestellt.

Leider widmet es sich fast ausschließlich dem Radverkehr und wenn mal Autos zur Sprache kommen, dann sollen sie reduziert oder die Höchstgeschwindigkeiten vermindert werden. Der Autobestand in Altötting soll bis zum Jahr 2025 um 50% reduziert werden. Das hatten wir schon mal- im ‚Aktionsplan nachhaltige Energie‘ den die Stadt im Jahr 2013 verabschiedete. Schon damals ist das Vorhaben, was sich auf dem Papier immer so schön liest- krachend gescheitert, wie Umweltreferent Dingl selbst öffentlich zugeben musste. Und es wird auch diesmal nicht klappen. Denn die Menschen brauchen das Auto eben. Freilich wird oft unnötig gefahren, aber dennoch braucht man das Auto zum Einkaufen, für Flexibilität bei weiteren Strecken. Und gerade im Winter oder bei Regen wird ohnehin kaum jemand das Rad benutzen, sondern lieber zum Auto greifen. Vom überregionalen Berufsverkehr gar nicht zu sprechen.

Von einem Mobilitätskonzept erwarte ich, dass es auch aufzeigt, wie unnötige Fahrstecken vermieden werden können, wie man kürzere Verbindungen schaffen könnte. Ich habe dahingehend bereits Vorschläge eingereicht- keine davon fand Eingang in das Mobilitätskonzept.

 

Wie eine rote Line zieht sich die Ablehnung des Autos durch das Konzept wogegen das Heil ausschließlich im Fahrradverkehr gesehen wird. Selbstverständlich soll der Bürger seine Einkäufe mit dem Lastenrad machen. Viel Spaß beim Treten. Dabei nimmt man nicht mal bestehende Auswertungen zur Kenntnis.

 

Im Sommer 2021 habe ich eine Auswertung der Unfälle in der Stadt Altötting an alle Stadträte, Herrn Bürgermeister Antwerpen, den Mobilitätsbeauftragten Marcel Seehuber und die Presse geschickt.

Es gab eine einzige Rückmeldung eines Stadtrates- keine vom Bürgermeister und keine vom Mobilitätsreferenten. Auch die Presse berichtete nicht. Auch nicht nach Nachfrage!

Es ging um eine Unfallauswertung in den Jahren 2016 bis 2019 und zwar aufgeschlüsselt nach

  • Unfälle mit Schwerverletzten,
  • Unfälle mit Fußgängern
  • Unfälle mit Fahrradbeteiligung

Die Auswertung der Fahrradunfälle haben wir im Übrigen auch für den ganzen Landkreis vorgelegt- die Zahlen stammen aus dem Ministerium. Darin wir deutlich das Seehubers „Vision Zero“, also gar keine Unfälle mehr, so weit von der Realität entfernt ist wie der Pluto von der Sonne. Ein Großteil der Fahrradunfälle ist nämlich selbstverschuldet. Und mit der zunehmenden Anzahl von Elektrorädern nimmt auch die Zahl der Radunfälle zu! Deshalb wird vermehrter Fahrradverkehr, insbesondere durch immer mehr werdende Elektroräder, zu MEHR Unfällen führen statt zu weniger, wie der Mobilitätsreferent meint.

 

Fazit: das Mobilitätskonzept ist sehr einseitig und unvollständig. Und es nimmt weder die Realität zur Kenntnis noch bereits bestehende Auswertungen. Und das gilt nicht nur für den Mobilitätsreferenten sondern auch für den Stadtrat, den Bürgermeister und die Presse.

 

 

Ich fürchte, dass diese aufschlussreichen Auswertungen von niemandem zur Kenntnis genommen wurden.

 

Dabei gab es ein paar sehr interessante und wertvolle Erkenntnisse:

Interessant ist, dass immer mehr Fahrradunfälle mit Schwerverletzten ohne Beteiligung Dritter erfolgt!

2016: zwei Unfälle mit Schwerverletzten, davon keiner mit Selbstverschulden (0%)

2017: zwei Unfälle mit Schwerverletzten, davon einer durch Selbstverschulden (50%)

2018: drei Unfälle mit Schwerverletzten, davon zwei durch Selbstverschulden (67%)

2019: fünf Unfälle mit Schwerverletzten, davon 4 durch Selbstverschulden (80%)

 

Sieht man sich alle Unfälle mit Fahrradbeteiligung an und analysiert man die „Besonderheit der Unfallstelle“, erkennt man, dass sehr viele Unfälle mit Radfahrern auf baulich getrennten Radverkehrsanlagen und an Kreuzungen verzeichnet werden, Deshalb würde auch eine erzwungene Reduktion der Geschwindigkeit des Autoverkehrs auf z.B. Tempo 30 keine signifikante Reduktion der Unfälle mit Radfahrern erwirken können.

 

Außerdem ist der Trend neu, dass an den Unfällen mit Fahrradfahrern inzwischen knappe 20% elektrisch angetriebene Fahrräder beteiligt sind. Tendenz steigend!

2015: 2%

2016: 5%

2017: 12%

2018: 14%

2019: 19%

Das ist Besorgnis erregend. Offenbar sind diese „Pedelecs“ eine neue Quelle vieler Unfälle.

Vergleicht man die beiden großen Zufahrtstraßen in Altötting, die Burghauser Straße und die Mühldorfer Straße, muss man feststellen, dass es auf der Mühldorfer Straße, obwohl kein Radweg vorhanden (damals), weniger Unfälle gibt als auf der Burghauser Straße, bei der ein Radweg existiert. Im Zeitraum 2017-2019 passierten auf der Mühldorfer Straße 3 Unfälle mit Fahrradbeteiligung. Im selben Zeitraum passierten auf der Burghauser Straße 12 Unfälle mit Radbeteiligung.

Entweder wiegt der Fahrradweg die Radfahrer in Sicherheit oder aber er wird auf der vielbefahrenen Burghauser Straße mitunter nicht angenommen

Eine weitere unfallträchtige Straße ist die Traunsteiner Straße die weiter über die Maria-Ward-Straße zur Kardinal-Wartenberg Straße in Richtung Berufsschule/KK-Gymnasium führt. Hier sollte man in der Tat über Verbesserungen nachdenken.

Interessanterweise passieren auf der langen Trostberger Straße, obwohl Verbindung zum Schwimmbad, und auf der Neuöttinger Straße relativ wenige Unfälle mit Fahrradbeteiligung (auch schon bevor der Radweg an der Trostberger Straße angelegt wurde).

Selbst in der inneren Bahnhofstraße, bei der Radfahrer entgegen der Einbahnstraße fahren dürfen, gab es, nach Angaben des Unfallatlas, in den Jahren 2016-2019 ins. 4 Unfälle mit Radbeteiligung

Als Unfallschwerpunkt mit Fahrradbeteiligung stellt sich die Kreuzung Mühldorfer Straße / Chiemgaustraße heraus.

Auch die Kreuzung/Ampelanlage am Bahnhofsberg verzeichnet Unfälle mit Fahrradbeteiligung. Um hier Abhilfe schaffen zu können müsste man die Unfälle analysieren und dann versuchen Maßnahmen zu ergreifen.